Sardinien Urlaub im Herbst: Zweiter Frühling gefällig?
Kaum zu glauben, aber wahr: Wenn sich bei uns im Herbst die Natur für den Winterschlaf rüstet, wacht sie in Sardinien gerade wieder auf. Die „Siesta“ ist vorbei! Der Sommer war einfach zu warm und zu trocken, als dass die wenigen Regentropfen den Durst der Macchia hätten löschen können. Darum legt die Vegetation im Sommer eine Pause ein und erwacht danach zum zweiten Frühling. Aus diesem Grund ist ein Sardinien Urlaub im Herbst ein ganz besonderes Erlebnis.
Herbstliche Blütenpracht: Die Macchia auf Sardinien
Im Herbst auf Sardinien ist vor allem eine Landschaft wunderschön: die Macchia. Das ist eine für das Mittelmeer typische Vegetationsform. Man findet sie vorzugsweise auf Mittelmeerinseln, wo sie noch nicht von Kulturlandschaften verdrängt worden ist. DIe Macchia ist ein eher undurchdringliches, dschungelartiges Gestrüpp, gebildet aus ganz bestimmten Büschen, Sträuchern und kleinen Bäumen. Es würde zu weit führen, alle Pflanzenarten einzeln aufzuzählen, aber einige besonders interessante möchte ich kurz vorstellen.
Die sardische Macchia: “Gewürzregal” und Hausapotheke
Lavendel, Thymian, Rosmarin und Salbei sind zum Beispiel typische Macchia-Gewächse, die unsere Küche nachhaltig bereichert haben. Doppelbödig die Myrte: Einerseits gilt sie als Symbol jungfräulicher Reinheit, andererseits liefern Beeren und Blüten einen herrlich aromatischen Digestiv-Likör, den sardischen Mirto. Außerdem werden auf Myrtenblättern die berühmten sardischen Spanferkel serviert. Der Corbezzolo, bei uns auch Erdbeerbaum genannt, blüht und trägt gleichzeitig knallrote Früchte. Von ihm kommt der „Miele amaro“, (bittersüßer Honig), eine sehr seltene und entsprechend teure Köstlichkeit, die in Sardinien als Allheilmittel gegen Grippe und Erkältungskrankheiten gelobt wird.
Ginster auf Sardinien: Gelbe Blütenpracht, unverwüstliches Baumaterial
Schließlich sei noch der Ginster erwähnt, ein knorriger, niederwüchsiger Baum mit dem widerstandfähigsten Holz, das es gibt. Das jedenfalls behaupten die Sarden, und wer den Ginsterbalken betrachtet, der in dem Dorf Tiscali noch heute seinen Dienst als Türsturz einer mehrere tausend Jahre alten Hütte versieht, glaubt das.
Die Macchia auf Sardinien im Herbst: Ein Paradies für Wanderer
Das Konglomerat dieser und vieler anderer Pflanzen ist für den typischen Macchia-Duft verantwortlich, der in den Vegetationsphasen die ganze Insel überzieht. Wir haben Gäste, die nur aus diesem Grund zu uns nach Sardinien kommen, und ich kann das gut verstehen. Schließlich passt es ja gut, dass die beiden Frühlinge auf der Insel auch die klimatisch günstigste Wanderzeit abgeben. Selbstverständlich sind Sonnenbaden und Schwimmen auch im Herbst auf Sardinien noch wunderbar möglich. Diejenigen, die sich in den Herbstferien auf Sardinien nicht zwischen Wandern und Strand entscheiden können, finden im Folgenden einen Ausflugstipp, der beides in idealer Weise kombiniert.
Von der Macchia zum Meer: Eine Wanderung an den Strand von Berchida
Wer Macchia sehen und genießen will, dem sei ein Ausflug an den Traumstrand Berchida und den ehemaligen Reiterhof Su Meriacru empfohlen. (Anfahrt: Von Budoni aus in knapp 30 Minuten auf der SS 125 nach Capo Comino fahren. Hinter Capo Comino auf die rote „Casa Cantoniera“ achten. Kurz davor biegt man links ab und folgt den Wegweisern.)
Die letzten Kilometer führen durch wunderschöne, dichte Macchia. All das ist Naturschutzgebiet, aber mit einer Ausnahme: In die Macchia hineinkomponiert findet man den ehemaligen Reiterhof „Su Meriacru“. Wer hier einkehrt, findet sich inmitten der Macchia wieder und tafelt unter Ginster, Oleander und Schwarzdorn.
Auf diesem paradiesisch anmutenden Fleckchen Erde esse ich gern „archaisch“: Fladenbrot, Käse, Joghurt, Honig vom Erdbeerbaum und dazu ein Gläschen Wein. Wer es deftig liebt, probiert Spanferkel auf Myrtenblättern, serviert in Schüsseln aus Korkeiche.
Der Strand ist ausgewiesenes Naturschutzgebiet und lockt mit feinem, weißem Sand und kristallklarem, türkisgrünen Wasser. Dazu machen die Macchia und Kiefern die „Spiaggia Berchida“ zum perfekten Platz, um jeglichen Stress von sich abfallen zu lassen.
Mit einem sardischen “Adiosu” verabschiedet sich für heute
Ihr Joachim Waßmann