Sardinien hat die schönsten Strände Italiens
….bescheinigt der „Guida Blu“*. Sag ich doch! Das ist mir und meinen Sardiniengästen schon lange klar, und darum kommen ja auch alle wieder, Jahr für Jahr auf die Perle im Mittelmeer.
Sardinien liegt vorn, aber auch Apulien und die Toskana zählen zu den Bundesländern mit dem saubersten Meer. Den ersten Platz belegt der Strand von Domus de Maria, aber auch „unser“ Posada spielt in der Champions-League ganz oben mit.
Da der sich in nichts vom Budonistrand unterscheidet, hätte man ihn gleich miterwähnen können. Diese Bemerkung kann ich mir als Budoni-Fan und Lokalpatriot einfach nicht verkneifen.
Der Guida Blu wird jedes Jahr neu herausgegeben und ist für Strände so etwas wie der Michelin-Führer für die feine Küche. In diesem Jahr sind 19 Küstenorte Italiens für Schönheit, Sauberkeit und Umweltqualität mit den begehrten fünf Flaggen ausgezeichnet worden. Darunter befindet sich nach einer kurzen Auszeit auch wieder die Insel Giglio. Sie erinnern sich: Das ist die, die der „Costa Concordia“ und ihrem liebestollen Kapitän Schiettino 2012 zum Verhängnis wurde.
Bei der Beurteilung spielt nicht nur Schönheit und Sauberkeit eine Rolle, sondern auch, wie die verantwortlichen Gemeinden mit ihrem Umwelterbe umgehen. Es wird also bewertet, ob „langsamer“ Tourismus gepflegt wird und Umwelt vor Kommerz geht. Darin hat sich Sardinien auf Landes- und Gemeindeebene schon seit Jahren Bestnoten verdient.
Auf Landesebene wurde schon vor Jahren ein Gesetz erlassen, das die Bautätigkeit in Strandnähe beschränkt. Es verhindert zum Beispiel, dass in Meeresnähe vielgeschossige Bauten hochgezogen werden. Es legt aber auch einzuhaltende Mindestabstände für die Bebauung fest. Beides wird rigoros überwacht. Genehmigungen für Bettenburgen gibt es grundsätzlich nicht. Aber auch, wer in der Vergangenheit illegal gebaut hatte, erlebte eine böse Überraschung. Direkt am Meer erbaute Häuser wurden auf Kosten der Eigner rigoros abgerissen. Am Strand von La Caletta, heute Windsurferparadies, gibt es Beispiele dafür. Hier fragt sich so mancher Tourist, was es im Sand mit den Spuren von Bautätigkeit wohl auf sich hat. Irgendwo hier soll es ja eine römische Siedlung gegeben haben. Die Überbleibsel stammen aber nicht aus altrömischer Zeit, sondern sind die Relikte der oben erwähnten Bautätigkeit. Wer es mit der Illegalität nicht ganz so toll getrieben und einen Anstandsabstand zum Meer gewahrt hatte, kam mit einem blauen Auge davon, weil die Behörden ein Auge zudrückten: Die Genehmigung konnte zu einem Vielfachen des üblichen Preises nachträglich beantragt werden. Ganze Siedlungen sind so vor dem Abriss bewahrt worden. Meine sardischen Freunde schätzen, dass über 90% aller strandnahen Bauten nachträglich vom Ruch der Illegalität befreit werden mussten.
Heute wagt es niemand mehr, ohne vorherigen behördlichen Segen zu bauen. Wer es täte, bekäme nicht nur ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, sondern sogar ein Strafverfahren an den Hals. Das bedeutet gleichzeitig, dass man nicht – wie in Deutschland – mit einem Ordnungsgeld davonkommen und das strittige Objekt bleiben kann. Das „Corpus delicti“ muss in jedem Fall rückgebaut werden.
Genehmigungsverfahren sind umständlich und teuer: Der Hauseigentümer dieses Ferienhauses hat für die Überdachung seiner 10qm-Terrasse allein 2000€ an die Behörden zahlen müssen.
Streng wird auch darauf geachtet, dass Abwässer richtig entsorgt werden. In den letzten Jahren haben alle strandnahen Gemeinden Kanalisation verlegt, an die man sich anschließen muss. Wo es die noch nicht gibt, werden Hausbesitzer verpflichtet, für die Abwässer Auffanggruben zu bauen. Die müssen dann regelmäßig von autorisierten Unternehmen entleert werden. Sickergruben werden, anders als bei uns, nicht genehmigt. Man will besonders in Strandnähe jedes Risiko ausschließen, dass Fäkalien ins Meer gelangen.
In den letzten Jahren wurde in Sardinien auch die Mülltrennung eingeführt. Über die Handhabung bin ich nicht besonders glücklich, weil die Durchführungsverordnung so kompliziert ist, dass das Ziel umweltgerechter Entsorgung nicht erreicht wird. So wird nicht korrekt getrennter Müll einfach nicht abgefahren und verschandelt dann die Straßen. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis die Gemeindeväter hier die richtigen Konsequenzen ziehen.
Aber: Vieles wurde richtig gemacht, und darum dürfen wir auch in Zukunft davon ausgehen, dass Sardinien Musterschüler Nummer eins in Sachen Strand und Umwelt bleiben wird.
Und wenn man diese Fotos sieht, ist mein Budoni Strand für mich immer wieder der schönste, da er alles miteinander vereint: Klares türkisblaues Wasser, weißer herrlicher Sandstrand, Naturbelassenheit, Platz für ausgedehnte Strandspaziergänge und meine Lieblings-Tavernetta für ein Mahl direkt am Strand. Da kann man schon mal alles um sich herum vergessen und ins Träumen kommen.
Mit einem sardischen “Adiosu” verabschiedet sich für heute
Joachim Waßmann
* offizielle Beurteilung der Strände durch die italienische Umweltschutzorganisation Legambiente
* Quelle: Kleine Zeitung und Südtirol Online