Die Korkeiche auf Sardinien - Lieferant eines nachwachsenden Rohstoffs
Kork – bei diesem Wort denken Sie vielleicht an das schöne Geräusch, wenn der Korken aus der Flasche ploppt, oder an Untersetzer, Fußböden und Pinnwände aus Kork. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, wo Kork eigentlich herkommt?
Wo wachsen Korkeichen?
Dieses edle und nützliche Material stammt von den Korkeichen aus dem Mittelmeerraum, unter anderem von der schönen Insel Sardinien. Dort wachsen viele Korkeichen und es gibt ganze Wälder dieser schönen, knorrigen Bäume. Etwa 70 bis 80 Prozent der italienischen Korkproduktion stammen aus sardischen Wäldern.
Die Korkeiche (Quercus Suber) ist ein immergrüner Laubbaum und wächst vorwiegend in Portugal, Italien, Spanien und Teilen Algeriens. Ihre Rinde liefert den Rohstoff Kork.Die Korkeiche benötigt viel Sonne, um hochwertigen Kork zu produzieren, weshalb sie in südlichen Ländern zuhause ist. Bei uns in Deutschland wäre es zu kalt, da der Baum nicht winterhart ist. Korkeichen haben eine Lebenserwartung von 150-200 Jahren, wenn sie beerntet werden. Ansonsten können sie bis zu 400 Jahre alt werden.
Wie wird Kork hergestellt?
Nach ungefähr 20 – 25 Jahren werden die Eichen in den Sommermonaten erstmals geschält. Diese erste Schälung nennt man Jungfernrinde. Diese Rinde ist noch stark zerklüftet und für die Korkenproduktion nicht geeignet. Sie dient fast ausschließlich zur Granulatproduktion. Die nachfolgenden Schälungen sind dann geschlossener und somit hochwertiger. Aus ihnen werden Flaschenkorken hergestellt. Die Schälung erfordert viel Sorgfalt, denn dabei darf die Mutterschicht nicht beschädigt werden, die den Baum vor dem Austrocknen und vor Infektionen schützt. Zudem wächst unter ihr die neue Rinde.
Ein Baum darf maximal zu einem Drittel geschält werden, weil er andernfalls vertrocknen würde. Nach 9 bis 11 Jahren kann eine Korkeiche erneut geschält werden. Ein langer Zeitraum, der staatlich überwacht wird. Nach 9 bis 15 Ernten ist die Korkeiche dann verbraucht. Ein Baum kann pro Ernte ca 45 kg Kork produzieren. Nach der Ernte wird die Korkrinde 6 Monate zum Trocknen und Stabilisieren gelagert. Vor der Fertigung von Korken wird die Rinde in Wasser gekocht. Insekten werden hierbei abgetötet, enthaltenes Tannin (Gerbstoff) wird entzogen und das Material wird hierdurch weich und elastisch. Danach reift der Kork noch ca. 6 Wochen in Dunkelheit und bei einer bestimmten Luftfeuchtigkeit.
Aus den Korkplatten werden Flaschenkorken ausgebohrt. Hierbei bleiben die durchlöcherten Platten übrig. Diese bilden das Grundmaterial für Presskorkblöcke und Bodenbeläge aus Kork.
Neben der Ernte der Korkrinden werden die Wälder auch als Waldweide für Rinder, Schafe und Schweine genutzt.
Welche unterschiedliche Verwendung von Kork gibt es?
Das schwimmfähige und isolierende Material Kork ist seit Jahrhunderten ein hochgeschätzter Rohstoff: Die Ägypter sollen Gräber und Särge damit ausgekleidet haben, um die sterblichen Überreste noch besser zu konservieren. Die Römer verschlossen hre Weinbehälter mit Kork, was bis heute ein bekanntes Verfahren ist. Die Sarden verwenden aus Kork gefertigte Behälter und Unterlagen für Speisen oder nutzen das Material zur Isolierung von Mauern und Dächern.
Im Jahr 1680 machte sich der Benediktiner Pierre Pérignon die besonderen Eigenschaften von Kork zunutze und stellte den ersten speziellen Korken für eine Schaumweinflasche her. Ab dem 18. Jh. wurden Champagnerflaschen vorrangig mit den von Dom Pérignon erfundenen Korken verschlossen. Als auch die Produktion nicht moussierender Weine zunehmende Bedeutung erlangte, nahm die Korkenherstellung einen gewaltigen Aufschwung.
Die Verarbeitung von Kork für Souvenirs hat in den letzten vier Jahrzehnten stark zugenommen. Neben, touristischer Massenware wie Postkarten mit bunten Sardinien-Aufdrucken oder mit Kork ummantelten Sardinien-Tassen findet man auch kunsthandwerklich hergestellte Dinge wie traditionelle sardischen Masken, Vasen oder Schmuckschatullen. Auch Kleidung wird mittlerweile aus Kork hergestellt und soll sich angenehm tragen lassen. Kork ist das perfekte Material für modische Kleidung und Accessoires: Er ist weich, edel, modern, abwaschbar, absolut robust und ganz natürlich.
Die Korkeiche auf Sardinien erwartet Sie.
Kork ist aber auch in seiner lebendigen Form sehr schön. Lassen Sie sich deshalb bei ihrem nächsten Aufenthalt auf Sardinien einen Ausflug zu einem der prachtvollen Korkeichenwälder nicht entgehen!
Mit einem sardischen “Adiosu” verabschiedet sich für heute
Joachim Waßmann